Für die Fluggesellschaft Condor ist nun der Weg aus dem Schutzschirmverfahren frei: Die Gläubigerversammlung stimmte am 22. Oktober 2020 dem vorgelegten Restrukturierungsplan von Condor zu, Rechtsmittel können nicht mehr eingelegt werden. Mit diesem Schritt wird der Ferienflieger das Schutzschirmverfahren Ende November als gesundes Unternehmen verlassen.
Die Suche der Verantwortlichen nach einem neuen Investor wurde wegen der vorherrschenden Coronavirus-Krise allerdings aufgeschoben, Treuhänder ist bis auf Weiteres die SG Luftfahrtgesellschaft. Das bisher Management mit CEO Ralf Teckentrup an der Spitze bleibt im Amt und soll bei besserer Marktlage eine neue Investorensuche voranbringen. Teckentrup erklärte laut einer Mitteilung:
Der Weg ist jetzt frei, dass der 1. Dezember für Condor ein Neustart als gesundes Unternehmen sein wird. […] Für unsere Kunden und Partner bedeutet dieser Schritt, dass sie sich auch in Zukunft auf Deutschlands beliebtesten Ferienflieger verlassen können. Ich möchte mich im Namen aller Condorianerinnen und Condorianer herzlich bei allen Gläubigern für Ihre Unterstützung und Ihr Vertrauen bedanken.
Flotte und Personaldecke
Condor stehen zum Neustart am 1. Dezember nach eigenen Angaben etwa 51 Flugzeuge und ca. 4.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Verfügung. Aufgrund der Corona-Pandemie ist der Flugverkehr derzeit allerdings stark eingeschränkt, ein Großteil der Mitarbeiter befindet sich in Kurzarbeit. Für die kommenden Wintermonate erwartet das Management somit eine Zahl von Flügen, die knapp 15 Prozent des sonst üblichen Niveaus entspricht.
Sanierung und Sparmaßnahmen
Der Neustart der Fluggesellschaft wird finanziell durch einen langfristigen Kredit der staatlichen KfW-Bank über 550 Millionen Euro (für den Bund und das Land Hessen haften) ermöglicht. Lucas Flöther, Sachwalter während des Schutzschirmverfahrens in Eigenverwaltung, hatte bereits in den vergangenen Monaten die Belegschaft verkleinert, bestehende Verträge mit Lieferanten verbessert und die Firmenzentrale von Condor zu deutlich niedrigeren Mietkonditionen vom Frankfurter Flughafen nach Neu-Isenburg verlegt.
Viele Branchenkenner sehen die Fluggesellschaft beim Neustart mit deutlichen Vorteilen gegenüber dem Wettbewerb, denn Condor hat die Krisenphase hinter sich, während die Konkurrenz – nicht zuletzt aufgrund der Corona-Pandemie – im Krisenmodus sich noch bewähren muss. Aber letztendlich hängt für die gesamte Branche alles davon ab, wie es künftig mit den Reisebeschränkungen aufgrund der Coronakrise weitergeht. Viele Fluggesellschaften hoffen, dass es dank bereits etablierter Hygienemaßnahmen und Schnelltests bald wieder möglich sein wird, mehr zu reisen.
Condor: „Back to the roots“?
Hinter vorgehaltener Hand wird auch darüber spekuliert, dass schlussendlich Condor dann doch noch bei einem alten Bekannten landen könnte. Wäre das Bundeskartellamt bereit, aufgrund der besonderen Umstände durch die Coronakrise das ein oder andere Auge „zuzudrücken“, könnte es doch noch zu einer Annäherung zwischen der nun gut aufgestellten Condor und der ehemaligen Mutter Lufthansa kommen.